Nachhaltigkeitszertifizierung von Gebäuden (QNG)
Was versteht man unter Nachhaltigkeit?
"Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können."
Definition von Nachhaltigkeit im Brundtland-Bericht
Im allgemeinen Verständnis hat der Begriff der Nachhaltigkeit drei Komponenten. Diese werden als "Dimensionen", gelegentlich auch als "Säulen" der Nachhaltigkeit bezeichnet:
-
Ökologische Nachhaltigkeit
-
Die natürliche Umwelt soll erhalten werden. Hierbei sind insbesondere der Arten-, Klima- und Landschaftsschutz zu nennen, die für eine Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen unerlässlich sind.
-
-
Ökonomische Nachhaltigkeit
-
Als besonders wichtig ist hier die Schonung von natürlichen Ressourcen zu nennen. Insgesamt sollte die Wirtschaft so angelegt sein, dass sie auch für kommende Generation die Möglichkeit des Lebensunterhalts und der Erlangung von Wohlstand bietet.
-
-
Soziale Nachhaltigkeit
-
Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung einer Gesellschaft ist darauf zu achten, dass ein Ausgleich zwischen verschiedenen sozialen Gruppen hergestellt wird und alle Mitglieder der Gesellschaft beteiligt werden.
-
Damit betrifft die Nachhaltigkeit so gut wie alle Bereiche unseres Lebens.
Aktivitäten zur Normung des nachhaltigen Bauens
Es gibt national wie international eine Reihe von Normungsvorhaben im Bereich des Nachhaltigen Bauens. Insbesondere sind hier die Normungsaktivitäten der ISO zu nennen (ISO/TC 59/SC 17 "Nachhaltiges Bauen"). Auf diesen baut die europäische Normung auf. International existieren jedoch verschiedene Ansätze hinsichtlich der Herangehensweise an die Bewertung nachhaltiger Gebäude und deren Datengrundlage.
Ziele dieser Vorhaben sind:
-
die Erzielung eines Konsens darüber, wie Bauwerke im Rahmen nachhaltiger Entwicklung bewertet werden können,
-
die Schaffung von Kennwerten und Berechnungsregeln für eine solche Bewertung,
-
die Beschreibung von umwelt- und gesundheitsrelevanten Parametern von Bauprodukten sowie
-
die Beurteilung der Umweltqualität eines Bauwerks.
In Deutschland existiert mit dem Normenausschuss NA 005-01-31 AA "Nachhaltiges Bauen" für die o.a. internationalen Gremien der ISO und des CEN ein nationales Äquivalent (sog. Spiegelausschuss).
Zieldimensionen für den Bereich "Bauen und Instandsetzen"
Aus den Regeln der Nachhaltigkeit und den Ergebnissen der Enquête-Kommissionen lassen sich für den Bereich Bauen und Instandsetzen die folgenden Zieldimensionen ableiten:
Ökologische Zieldimensionen:
-
Reduzierung des Flächenverbrauchs
-
Beendigung der Zersiedelung der Landschaft
-
Geringhaltung zusätzlicher Bodenversiegelung
-
Ausschöpfung von Entsiegelungspotentialen
-
- Optimierung der Stoffströme im Baubereich
-
Förderung des Einsatzes Erneuerbarer Energien
-
-
Vermeidung von Schadstoffeinträgen
-
in Gebäude bei Neubau, Umbau und Nutzung
-
bei der Schließung des Stoffkreislaufs bei Baumaterialien
-
-
Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen von Gebäuden
Ökonomische Zieldimensionen:
-
Minimierung der Lebenszykluskosten von Gebäuden
-
-
Betrieb und Instandhaltung
-
Rückbau und Recycling
-
-
Optimierung der Aufwendungen für technische und soziale Infrastruktur
-
Verbilligung von Umbau- und Erhaltungsinvestitionen im Vergleich zum Neubau
-
Verringerung des Subventionsaufwandes
-
Soziale Zieldimensionen:
-
Sicherung bedarfsgerechten Wohnraums nach Alter und Haushaltsgröße
-
erträgliche Ausgaben für "Wohnen" auch für Gruppen geringeren Einkommens im Sinne eines angemessenen Anteils des Haushaltseinkommens
-
Schaffung eines geeigneten Wohnumfeldes, soziale Integration, Vermeidung von Ghettos
-
Erhöhung der Wohn-Eigentumsquote unter Entkopplung von Eigentumsbildung und Flächenverbrauch
-
-
Vernetzung von Arbeiten, Wohnen und Freizeit in der Siedlungsstruktur
-
"Gesundes Wohnen" innerhalb wie außerhalb der Wohnung
-
Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen im Bau- und Wohnungsbereich
-
finanzielle Förderung energieeffizienter Neubau- und Sanierungsmaßnahmen
Bewertungssysteme für Nachhaltigkeit in Deutschland
In Deutschland gibt es aktuell zwei wichtige Bewertungssysteme für Nachhaltige Gebäude:
-
die Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und
-
das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB).
Die beiden Systeme sind, da bei der Entwicklung des BNB eine Zusammenarbeit zwischen dem damaligen Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS, heute BMUB) und der DGNB bestand, nahezu identisch.
Von den Systemen werden aktuell nur wenige Gebäudetypen erfasst. Ebenfalls möglich und praktiziert ist die Zertifizierung von Gebäuden in Deutschland nach anderen Bewertungssystemen, z.B. LEED oder BREEAM.
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) vermarktet das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen zur Zertifizierung von Gebäuden und bündelt die deutschen Aktivitäten zum Nachhaltigen Bauen. Sie wurde 2007 gegründet und hat als Mitglieder u.a. wissenschaftliche Institute, sowie Firmen und Organisationen aus Bau- und Immobilienwirtschaft. Das DGNB-Gütesiegel wird in den Stufen "Bronze", "Silber", "Gold" und "Platin" verliehen.
Die 19 Kriteriensteckbriefe BNK/BNG und QNG Anforderungen:
Um ein BNK/BNG (QNG) Zertifikat zu erhalten, müssen die Mindestanforderungen nach BNKIBNG Kriteriensteckbriefe (mind. 1 Punkt pro Steckbrief | 50% Gesamterfüllungsgrad) erfüllt werden. Vier Nachhaltigkeitsindikatoren sind darüber hinaus mit zusätzlichen QNG Anforderungen belegt, die für den Erhalt von Fördermitteln eine entscheidende Rolle spielen.
Alle im Folgenden angegebenen Aspekte müssen geprüft werden und deren Umsetzung bewertet werden.
1. Soziokulturelle und funktionale Qualität (25%)
1.1.1 Wohngesundheit: Innenraumhygiene (5,77%)
QNG Schadstoffvermeidung in Baumaterialien (ANF3-1, WG23, S.9)
1.1.2 Wohngesundheit: Trinkwasserhygiene (1,92%)
1.2.1 Sommerlicher Wärmeschutz (1,92%)
1.3.1 Tageslichtverfügbarkeit (1,92%)
1.4.1 Schallschutz (3,85%)
1.5.1 Haustechnik: Bedienfreundlichkeit und Informationsgehalt der Steuerung (1,92%)
1.6.1 Sicherheit: Präventive Schutzmaßnahmen gegen Einbruch (1,92%)
1.6.2 Sicherheit: Brandmeldung und Brandbekämpfung (1,92%)
1.7.1 Barrierefreiheit (3,85%)
QNG Barrierefreiheit (ANF4, WG1, S.10 – mehr als 5 Wohneinheiten)
2. Ökonomische Qualität (25%)
2.1.1 Ausgewählte Kosten im Lebenszyklus (25%)
3. Ökologische Qualität
3.1.1 Ökobilanz – CO2 (7,35%)
3.1.2 Ökobilanz – Primärenergie (7,35%)
QNG Treibhausgas und Primärenergie
3.2.1 Dezentrale Energiegewinnung (2,94%)
3.3.1 Einsatz von Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung (2,94%)
QNG Nachhaltige Materialgewinnung
3.4.1 Einsatz von Wasserspararmaturen (1,47%)
3.5.1 Flächenausnutzung (2,94%)
4. Prozessqualität (25%)
4.1.1 Beratungsgespräch und Zielvereinbarung (6,25%)
4.2.1 Gebäudeakte inkl. Nutzerhandbuch (9,38%)
4.3.1 Qualitätssicherung (9,38%)
Welche Vorteile hat die Nachhaltigleitszertifizierung für Sie?